So war alles bestens gerüstet, Musik in das Dorf zu bringen. Und es ist schon erstaunlich, in welch kurzer Zeit die Musiker an die Öffentlichkeit traten. Am 31. August 1929 und tags darauf wurden „Amerikaner“ verabschiedet. Auch hier wurde „aufrichtiger Dank gezollt und die Kapelle lies es sich nicht nehmen, durch fleißigen Besuch der Musikproben ihre Arbeit zu schätzen“, schrieb der Chronist. Auch dem damaligen Schultheißen Schurr wurde ein Ständle zu seiner Wiederwahl gewidmet (27. Oktober), dem sich „… gemütliche Unterhaltung“ im Gasthaus zum Löwen anschloss. Die erste Weihnachtsfeier wurde am 15. Dezember im Gasthaus Lamm abgehalten „… und die zahlreichen Gäste dankten mit lebhaftem Beifall…“ Am 26. Dezember wurde die Weihnachtsfeier des Turnvereines und am 31. in der Martinskirche der Gottesdienst musikalisch umrahmt. Das war schon ordentlich viel an Terminen für die junge Musikerschar. Aber das Ziel des neuen Vereines wurde deutlich sichtbar: Neben der Verbreitung der Volksmusik dazu beizutragen, das Gemeindeleben mit zu gestalten und den örtlichen Vereinen ein musikalisches Angebot zu bieten, zur Geselligkeit im Ort beizutragen.
Auch die folgenden Jahre standen ganz im Zeichen dieses Vereinszieles.
So wurden Tanzabende in den Sälen der Sielminger Gasthäuser angeboten, Ausflüge – auch zu Fuß – unternommen und Veranstaltungen der Turner und Sänger begleitet. Zu guter Letzt wurden ab 1930 bei der Weihnachtsfeier Theater – Stücke aufgeführt (Titel wie „Der Schuss im Erlengrund“ oder „Sielminger Eintracht“ sprechen für sich). Diese Tradition fand auch nach dem Kriege Fortsetzung und wurde insoweit ausgebaut, als es zunächst eine Weihnachtsfeier für Vereinsmitglieder und tags darauf eine für „die Öffentlichkeit“ gab. Das war ein gesellschaftliches Ereignis hohen Ranges. Auch der Fasnet wurde ab 1931 Vereinsaktivität zugewandt. Kappenabende in der Linde waren beliebtes Unterhaltungsangebot vieler Sielminger. Mit der Frühjahrsunterhaltung und dem Sommerfest wurden weitere Auftritte für die kleine Kapelle eingerichtet. Stets war der Verein darauf bedacht, neben Spenden durch solche Auftritte die Finanzierung zu sichern.
20 aktive Musiker sind es inzwischen geworden, die je Quartal einen Mitgliedsbeitrag von einer Mark entrichteten.
1932, im Mai, entboten die Musiker „… für die Gemeinde ein Platzkonzert…“. Aber auch weniger erfreuliches war zu verkraften. So steht im Protokoll: „Bei der Beerdigung unseres treuen Mitgliedes Fritz Weis (Schneider) seiner Frau wollten wir auch zur ewigen Ruhe ein paar Choräle darbringen, was uns aber von unserem Herrn Pfarrer leider untersagt wurde …“. Es hat wohl eine Weile gedauert, bis dieser Konflikt bearbeitet war. Jedenfalls spielten die Musiker künftig vor dem Trauerhaus und nahmen dort Abschied von den Verstorbenen. Und am 03. Juli dieses Jahres schrieb der FILDERBOTE: „Als äußeres Zeichen sei hier nur angeführt, dass unsere Filder – Musikvereine bei den großen Musikfesten im Lande zum größten Teil preisgekrönt, teils als erster Preisträger, nach Hause kamen. Neben … seien die rührigen Vereine … Sielmingen, … besonders erwähnt“.
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